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Goldman beschreibt daher das Dilemma typischerweise wie folgt:
Wenn wir einmal beiseite lassen, dass aus traditioneller Sicht das Leben Rāmas im Tretā-yuga stattfand […], dann sehen wir, dass die Meinungen über den Zeitpunkt sowohl der Entstehung des Rāmāyaṇas wie auch der beschriebenen Handlung weit auseinander gehen. Die verschiedenen Meinun­gen reichen vom 4. Jhd. n. Chr. bis zum 6. Jhd. v. Chr. Zweifellos gibt es über kein anderes Werk der Weltliteratur solch eine breite Palette von widersprüchlichen Thesen.
Die Probleme der Datierung des Epos sind zahlreich und komplex. Wie bei den meisten anderen literarischen und philosophischen Dokumenten des alten Indien gibt es praktisch kein unabhängiges und objektives Erbe, nach dem man das Datum des Rāmāyaṇas auch nur annähernd genau bestimmen könnte. Es stehen weder historische Nachweise zur Verfügung noch archäologische, epigraphische oder andere mögliche Quellen. Einige Texte werden zwar in anderen literarischen oder fachspezifischen Werken erwähnt, jedoch sind diese anderen Werke bis in die heutige Zeit ebenfalls immer noch nicht datierbar. Dieses außerordentlich bekannte und beliebte Epos ist uns sowohl in mündlichen als auch in unzähligen schriftlichen Formen überliefert. Es verdeutlicht das Problem auf beeindruckende Weise – der Ursprung des Werkes ist ungewiss, und den Autor kennen wir hauptsächlich aus den Beschreibungen des Werkes selbst.
In der Tat ist wohl kaum zu erwarten, dass uns in absehbarer Zeit das Originalmanuskript Vālmīkis zur Verfügung stehen wird. Goldman hat ca. zweitausend momentan vorhandene Manuskripte des Rāmāyaṇas identifiziert, von denen das älteste aus dem Jahre 1020 stammen soll. Es sind diese Manuskripte des letzten Jahrtausends, auf die sich Goldmans Forschungen und Theorien beziehen, und er folgt damit der Tradition der letzten beiden Jahrhunderte der Indologie-Forschung.
In der akademischen Welt wurde und wird das Rāmāyaṇa vielen Studien unterzogen. Hunderte von Büchern wurden über verschiedene Aspekte geschrieben. Auf zahllosen Kongressen in Indien, den USA und anderen Ländern treffen sich regelmäßig Indologen, Philosophen, Religionswissenschaftler, Soziologen, Psychologen und Theologen, um sich über die Bedeutung des Rāmāyaṇas, seiner Charaktere und seiner Hintergründe auszutauschen.
Mein Ansatz jedoch ist kein rein akademischer. Ich betrachte mich als einen einfachen Geweihten Rāmas, und demgemäß kultiviere ich eine andere Heran­gehensweise an das Rāmāyaṇa als ein Akademiker, der meist darauf achtet, einen gewissen Abstand zum Thema zu halten. Nichtsdestoweniger halte ich die Auseinandersetzung mit der akademischen Auffassung des Rāmāyaṇas für notwendig und hilfreich. Und zwar für beide Seiten. Sowohl der Gelehrte mit Rāma-bhakti (liebevoller Hingabe zu Rāma), wie auch der Gelehrte ohne Rāma-bhakti können von den Erkenntnissen des jeweils anderen profitieren.
Ich werde deshalb, wie schon oben angeführt, in den folgenden Bänden des Rāmā­yaṇas immer wieder einzelne Themen aufgreifen und sie sowohl vom traditionellen, religiösen Standpunkt wie auch von ihrer Interpretation in der modernen, akademischen Welt beleuchten.
 
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